Business Transformation
Buchrezension 978-3986740092: Business Transformation
Das im November 2022 erschienene Taschenbuch „Business Transformation“ lässt Interim Manager aus ihrer beruflichen Praxis berichten. Die beiden Herausgeber Dr. Harald Schönfeld und Jürgen Becker ließen dafür 13 erfahrene Managerinnen und Manager als Autoren zu Wort kommen.
Zum Inhalt von „Business Transformation“
Das Buch gehört zur Reihe „Von Interim Managern lernen“. Diese hat sich inzwischen als Standardpublikation zu diesem Thema etabliert. Das liegt am Konzept: Die Autorinnen und Autoren sind selbst Interim Manager*innen und lernen daher berufsbedingt sehr viele Unternehmen kennen, in denen gerade eine Business Transformation stattfindet. Andere, für lange Zeit an eine Firma gebundene Führungskräfte können naturgemäß nicht diesen Überblick erlangen. Da die Interim Manager in diversen Unternehmen verschiedenste unternehmerische Herausforderungen zu bewältigen haben, verfügen sie über ein geballtes Know-how, das sie durch „Business Transformation“ und die anderen Bücher der Reihe einer breiten Fachöffentlichkeit vorstellen.
Wer sind die Herausgeber und Autoren des Buches?
Die beiden Herausgeber gehören als Gründer und Geschäftsführer zum führenden Netzwerk von qualifizierten Interim Managern im D.A.CH.-Gebiet United Interim (UI) und haben mit dem globalen Think Tank Diplomatic Council (DC) kooperiert, der einen Beraterstatus bei der UNO innehat und dem sie ebenfalls angehören. Die Herausgeber kennen das Marktsegment sehr genau und verfügen gleichzeitig über beste Kontakte zu ihren Autoren, die zu den Besten der Besten unter den deutschsprachigen Interim Managern gehören. Dr. Harald Schönfeld arbeitet seit 2003 im Business des Interim Managements. Er gründete den Interim Management Provider butterflymanager GmbH und ist dort Geschäftsführer.
Mit der Gründung der United Interim schuf er das erste digitale Branchen-Ökosystem. Außerdem arbeitet er als Keynote-Speaker, Leiter von Fachkonferenzen und Autor. Seit 2022 ist Dr. Schönfeld Dozent an der Steinbeis Augsburg Business School. Weitere Tätigkeiten sind Zertifizierter Aufsichtsrat sowie Zertifizierter Beirat. Jürgen Becker gründete neben UI auch MANATNET und AIMP. Bis 2017 fungierte er als Co-Autor der AIMP-Providerstudie. In seiner Tätigkeit als Interim Manager betreut er seit Jahrzehnten als CEO Kunden beim Aufbau von Internetunternehmen. Schon seit den 1990er Jahren baut er Teams mit mehreren Hundert Mitarbeitern für KMUs auf. Sein erster Beruf war Banker, er war für internationale Top-Banken tätig.
Die Autoren sind:
Eckhart Hilgenstock
Michael Gutowski
Udo Fichtner
Stefan Löffler
Dr. Detlef Weber
Rolf Marcus Schuss
Dr. Bodo Antonić
Manfred Richter
Falk Janotta
Rudi Grebner
Susanne Möcks-Carone
Rainer Simko
Lothar Hiese
Zu den einzelnen Themen von „Business Transformation“
Auf mehr als 500 Seiten behandeln die Autoren das Thema der Business Transformation umfassend und aus verschiedensten Perspektiven, was auch in der Fachwelt auf viel Anerkennung stieß. Eckhart Hilgenstock beschreibt Business Transformation als Weg in die Zukunft, Dr. Bodo Antonić behandelt das Thema der Resilienz von Menschen und Unternehmen. Zur Transformation des HR-Segments und ihren Auswirkungen auf die Belegschaft hat Udo Fichtner ein interessantes Kapitel verfasst. Welche Herausforderungen sich durch Transformationsprozesse in der Serienproduktion ergeben, behandelt der Beitrag von Rudi Grebner. Michael Gutowski befasst sich mit internationalem Wachstum, Stefan Löffler mit der Renaissance des Supply Chain Managements.
Welchen Einfluss die Business Transformation auf den strategischen Einkauf und seine Schnittstellen hat, ist das Thema von Manfred Richter. Marcus Schuss bringt die Post Merger Integration in den Transformationsprozess ein, Dr. Detlef Weber untersucht den Bereich Operations & Process Management. Falk Janotta beschreibt die ewige Transformation. Zwei Praxisbeispiele einer gelungenen Business Transformation liefert Rainer Simko ab. Lothar Hiese greift das Thema der meistens hausgemachten Unternehmenskrisen auf, während Susanne Möcks-Carone Best Practices, Tipps und Tools zur Business Transformation vorstellt.
Für Einsteiger in das Thema: Worum geht es bei Business Transformation prinzipiell?
Es geht um Transformations-, also Wandlungsprozesse im Unternehmen. Sie können betriebliche Abläufe, eine Veränderung der internen Arbeitskultur und die Digitalisierung betreffen. Letztere steht heute im Fokus. Unternehmen müssen im Grunde immer wieder die Business Transformation durchlaufen, um sich an veränderte Märkte anzupassen. Seit dem Zeitalter der Digitalisierung laufen aber diese Transformationsprozesse in immer kürzeren Zyklen ab. Daher ist es enorm wichtig, dass Manager sie verstehen. Die Business Transformation ist ein komplexes Konzept mit vielen Ebenen.
Ihre Durchführung dauert je nach Unternehmensgröße und -struktur Monate bis Jahre, wobei ein allzu langer Zeithorizont vermieden werden sollte. Die Wettbewerber auf dem eigenen Markt durchlaufen stets den gleichen Prozess. Wer zu sehr zögert oder für die nötige Business Transformation zu viel Zeit benötigt, fällt im Wettbewerb unweigerlich zurück. Die zu treffenden Entscheidungen muss die Führungsebene anstoßen (CEO, Vorstände), doch auch untergeordnete Ebenen und alle Beschäftigten sind verantwortlich.
Vorteile der Business Transformation
Davon abgesehen, dass Transformationsprozesse schon immer unausweichlich waren, bringt eine klug konzipierte und straff vorangetriebene Business Transformation wesentliche Vorteile für die Unternehmen:
Effizienzgewinn: Neue Technologien können zu einer intelligenten Automatisierung der Fertigung führen. Die Kosten sinken bei steigendem Produktionsausstoß.
Ressourcenschonung: Automatisierte Produktionsprozesse inklusive einer auf Datenanalysen basierenden automatisierten Planung führt zu deutlich genaueren Prognosen über nötige Ressourcen. Sie werden nicht mehr verschwendet.
Verbesserung der Kapitalrendite (ROI): Die höhere Effizienz verbessert den ROI. Daran müssen Unternehmen denken, die zunächst zögern, hohe Investitionen für die Digitalisierung zu tätigen. Dabei liegt die durchschnittliche Amortisationszeit für solche Systeme nur bei fünf Jahren.
Nachhaltigkeit: Im Zuge der Business Transformation implementiere Unternehmen intelligente Systeme für das Energiemanagement, welche den Energieverbrauch senken und damit auch ein Beitrag zum Umweltschutz sind.
Sicherheit: Weil automatisierte Produktionslinien das menschliches Eingreifen stark reduzieren, sinkt die Gefahr menschlicher Fehler.
Sechs Kategorien der Business Transformation
Die Digitalisierung erhält zwar seit den 2000er Jahren das größte Augenmerk, doch es gibt insgesamt sechs Kategorien der Business Transformation. Diese Kategorien bauen aufeinander auf und müssen ganzheitlich verstanden werden:
1 Unternehmenstransformation: Umstrukturierung des Betriebsmodells
2 Management Transformation: Überwindung überkommener hierarchischer Strukturen
3 kulturelle Transformation: Einführung einer modernen Unternehmenskultur
4 digitale Transformation: Einführung der Digitalisierung in der Produktion und im Büro
5 Transformation der IT: Installation einer modernen IT-Landschaft (Hard- und Software, Intranet), Schulung der Mitarbeitenden
6 Transformation der Geschäftsprozesse: Automatisierung repetitiver Aufgaben mithilfe digitaler Tools, mehr Fokus auf wertschöpfende Prozesse
Moderner Fokus auf die digitale Business Transformation
Im Fokus steht wie erwähnt seit rund 20 Jahren die digitale Business Transformation, die gleichzeitig Einfluss auf die anderen fünf Kategorien der Business Transformation nimmt. Das Internet und die digitalen Medien haben praktisch das Fundament aller Unternehmen bezüglich ihrer Struktur, Strategie, Kultur und Prozesse beeinflusst. Daher ist im Rahmen der Digitalisierung ein konsequentes Change Management erforderlich. Damit begegnen die Unternehmen einerseits dem Wettbewerb, der genauso vorgeht, erschließen aber andererseits auch neue Geschäftschancen und -modelle. Einen so tiefgreifenden Einschnitt wie das digitale Zeitalter hat zuletzt im 19. Jahrhundert die Industrialisierung verursacht.
Die Herausforderungen sind also immens. Firmen und ihre Vorstände, aber auch alle Beschäftigten müssen ihre Kunden, Geschäftsbeziehungen und Wertschöpfungsketten neu verstehen. Dieses Verständnis scheint nicht leicht zu sein, wie eine Studie von Capgemini Consulting und dem MIT Center for Digital Business nahelegt. Die größte Herausforderung besteht darin, für das eigene Geschäftsmodell eine passende digitale Strategie zu entwickeln. Diese muss dann auch effektiv konzeptionell eingebunden werden.
Weitere Anforderungen sind:
ein professionelles Wissensmanagement
eine flexible Unternehmenskultur
die zügige Einbindung in bestehende IT-Strukturen
bei Erfordernis die Schaffung neuer IT-Strukturen
Manager müssen zu diesem Zweck eine klare Vision entwickeln: Wie soll das künftige Geschäft durch die IT unterstützt werden? Welche Investitionen sind erforderlich? Welche Programme eignen sich? Nicht zuletzt: Welche Auswirkungen wird die Digitalisierung auf das bestehende Geschäftsmodell haben? Werden sich die Umsätze und Gewinne steigern oder droht sogar ein Rückgang? Letzteres ist nicht so unwahrscheinlich, wie es auf den ersten Blick erscheint. Ein gutes Beispiel liefert die Zeitungsbranche: Sehr viele wichtige, große Publikationen haben den Sprung ins digitale Zeitalter „überlebt“. Es gibt noch den SPIEGEL, die FAZ, die Süddeutsche Zeitung & Co., doch sie vermarkten heute ihre Inhalte zu einem großen Teil digital, während die Zahl der verkauften gedruckten Zeitungen und Zeitschriften stetig sinkt. Der Umsatz sinkt also insgesamt, denn für digitale Inhalte bezahlen die Leserinnen und Leser deutlich weniger, zumal viele interessante Inhalte auch kostenlos angeboten werden.
Produktion
Die Produktion der digitalen Inhalte ist allerdings auch deutlich kostengünstiger. Es muss kein Papier bedruckt werden, auch die Vertriebskosten der physischen Druckerzeugnisse entfallen. Nun stellt sich die Frage: Ist bei sinkendem Umsatz der Gewinn auch gesunken oder vielleicht sogar gestiegen? Dieser entsteht immerhin zu einem guten, teilweise zum überwiegenden Teil aus Anzeigenschaltungen. Es gibt Studien zu diesen Fragestellungen, die ein heterogenes Bild zeichnen: Manche Zeitungen verdienen mehr, sehr viele aber weniger als früher. Das Problemfeld ist noch sehr jung, denn das digitale Geschäft macht im Jahr 2023 nur rund 15 % der Gesamtumsätze der Branche aus.
Doch wird es im Jahr 2040 noch eine gedruckte Zeitung geben? Diese Fakten bedeuten: Die Branche steckt mitten drin in ihrer digitalen Business Transformation. Diese hat noch weitere Auswirkungen unter anderem auf die Art der Publikationen. In einen digitalen Artikel lassen sich Videos und Podcasts einbinden, die das Rezeptionsverhalten verändern. Auch die Texte müssen sich ändern, nämlich so, dass sie auch auf dem Smartphone gelesen werden. Die Beschreibung solcher Transformationsprozesse lässt sich auch auf andere Branchen übertragen.
Kernidee des Buches „Business Transformation“
Im hier vorgestellten Buch „Business Transformation“ geht es um die Kernidee eines Paradigmenwechsels: Business Transformation ist im 21. Jahrhundert nicht mehr ein alle paar Jahre oder gar Jahrzehnte auftauchender Zustand samt den beschriebenen Anforderungen, sondern ein permanenter Prozess. Die Dinge ändern sich ständig oder können sich zumindest ständig ändern, Manager müssen permanent darauf gefasst und bereit zur Transformation sein. Im besten Fall machen sie ihr Unternehmen zum Trendsetter. Die Änderungen betreffen stets ganze Wertschöpfungsketten und nicht nur einzelne Unternehmensbereiche samt ihrer Funktionen. Je nach Branche und Firma sind diese Sektoren ständig zu beobachten:
Finanzplanung
Einkauf
Produktion
Marketing
Vertrieb
Service
Informationsbeschaffung
Kommunikation
Ein wichtiger Aspekt darf dabei nicht unbeachtet bleiben: Die Business Transformation muss sozialverträglich gestaltet werden. Trotz der rasenden Veränderungen im digitalen Zeitalter herrschen Gesetze auf dem Arbeitsmarkt. So mag es sein, dass eine neue Technologie viele Arbeitsplätze auf einen Schlag überflüssig macht, doch die Firmen können nicht auf Knopfdruck Stellen abbauen, sondern müssen die juristischen Rahmenbedingungen beachten und Sozialpläne erstellen. Daher ist es besonders wichtig, den permanenten Transformationsprozess stets und ständig zu verinnerlichen.
Fazit
Das „Business Transformation“ dürfte seinen Rang als Standardwerk behalten und demnächst noch ausbauen. Es behandelt diese essenzielle Thematik überaus umfassend und sollte in den Kanon der Wirtschaftsstudiengänge aufgenommen werden.
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